Von heiligen Kaisern und aufsässigen Ehefrauen
Vortrag im Ev. Augustinerkloster über mittelalterliche Literatur in Erfurt
PM 015/2022
Wie sah das literarische Leben in Erfurt im Mittelalter aus? Welche Texte entstanden damals in der Stadt und wer verfasste sie? Antwort auf diese Fragen gibt es in einem Vortrag im Lutherfestsaal im Evangelischen Augustinerkloster, und zwar am Donnerstag, 17. März, um 19 Uhr. Prof. Dr. Reinhard Hahn aus Weimar stellt dabei beispielhaft mehrere literarische Werke vor – illustriert durch Bilder. Der Eintritt ist frei. Es gelten die jeweiligen Corona-Regeln. Zu dem Abend lädt der Förderverein der Bibliothek des Ev. Ministeriums herzlich ein.
Vier Werke aus dem mittelalterlichen Erfurt hat sich Hahn ausgesucht. Da ist zum einen eine Vers-Legende aus dem frühen 13. Jahrhundert über das Leben des heiligen Kaiserpaars Heinrich und Kunigunde – geschrieben von einem gewissen Ebernand. Ein halbes Jahrhundert später verfasste Sibote die Erzählung „Frauenzucht“. Sie gibt augenzwinkernd zu lehren vor, wie der Ehemann die Herrschaft über seine aufsässige Ehefrau erlangen kann.
Das dritte, lateinische Werk stammt von einem Dichter, der sich „der Verborgene“ nennt. Darin findet sich ein farbiges Bild der Stadt Erfurt im 13. Jahrhundert. Es enthält auch Bezüge zu den Mönchen im damaligen Augustinerkloster. Ein halbes Jahrhundert jünger ist die „Erfurter Moralität“. Dabei handelt es sich um ein monumentales dramatisches Spiel mit über 150 Akteuren, so Hahn: „Es räumt dem Menschen die Wahl zwischen Gut und Böse ein und weist insofern über das Mittelalter hinaus.“
Reinhard Hahn war von 1992 bis 2017 Professor für mittelalterliche Literatur an der Universität Jena. Er ist Spezialist für mittelalterliche Literatur in Thüringen, den frühneuhochdeutschen Prosa-Roman und den Meistersinger und Dichter Hans Sachs.
Erfurt, den 10. März 2022
Kontakt: Dr. Michael Ludscheidt, Telefon: 0361/57660-22