Von göttlichen und teuflischen Impulsen
Abend über mittelalterliche Unterscheidungs-Schriften
PM 096/2024
Wo kommen unsere inneren Antriebe her? Lassen sie uns Gutes tun oder Böses? Diese Fragen beschäftigen Menschen seit Jahrhunderten. Im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt sind sie Thema eines Abends mit Dr. Lydia Wegener aus Berlin am Donnerstag, 21. November. Die Referentin befasst sich um 19 Uhr in einem Vortrag in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums mit der Debatte solcher Fragen im späten Mittelalter. Der Eintritt zu dem Abend des Fördervereins der Bibliothek ist frei.
Das Thema war im Spätmittelalter besonders populär und wurde viel diskutiert, wie Lydia Wegener erläutert. Es ging um die „Unterscheidung der Geister“ – also um den Ursprung menschlicher Seelenbewegungen. So bemühte man sich, Kriterien aufzustellen, anhand derer sich die göttliche, teuflische oder natürliche Herkunft innerer Impulse ermitteln lässt. Außerdem wurde danach gefragt, wie sich wahrhaftige Gnadenerfahrungen – z. B. das Schmecken der göttlichen „Süßigkeit“ – vom Betrug des Teufels unterscheiden lassen.
Wegener stellt dabei die erste systematische Unterscheidungsschrift des Mittelalters vor, den Traktat „Von den vier Eingebungen“. Er stammt vom Erfurter Augustiner-Eremiten Heinrich von Friemar. Außerdem geht es um eine deutsche Version von Heinrichs Schrift aus dem Kontext der benediktinischen Ordensreformbewegung. Die Besucher des Abends bekommen durch Bilder auch Eindrücke dieser handschriftlichen Überlieferungen.
Lydia Wegener forscht im Bereich der Germanistik des Mittelalters an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem unterrichtet sie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Erfurt, den 15. November 2024
Kontakt: Dr. Michael Ludscheidt | Telefon: 0361/57 660-22